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IPMA® - International Project Management Association

Vorstellung des Standards, der Kompetenzelemente, des 4-Level-Zertifizierungskonzepts und der Agilität im IPMA-Umfeld.

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Die IPMA International Project Management Association vereint als Dachverband derzeit etwa 70 Mitgliedsgesellschaften weltweit. Sie wurde 1965 gegründet. Das zentrale Sekretariat befindet sich in den Niederlanden. Ursprünglich gestartet als internationales Netzwerk für Projektmanager, begann sie 1996 mit ersten Zertifizierungsaktivitäten. 

Im deutschsprachigen Raum gibt es drei Mitgliedsgesellschaften: 
  • Die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. (www.gpm-ipma.de)
  • Die pma – Projekt Management Austria (www.pma.at)
  • Die spm – Schweizerische Gesellschaft für Projektmanagement (www.spm.ch)
Die IPMA stellt ausdrücklich nicht die Methodik ins Zentrum ihrer Aktivitäten und Veröffentlichungen. Sie hat vielmehr den Menschen im Blick, bzw. seine für erfolgreiche Projektarbeit benötigten Kompetenzen, einschließlich Social Skills. Mit ihren Zertifizierungen will die IPMA nicht nur bestimmtes Wissen bescheinigen, sondern persönliche Kompetenz und damit die Eignung einer Person, bestimmte Projektmanagementaufgaben erfolgreich durchzuführen. 
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Standard der IPMA: die Individual Competence Baseline (ICB) 

Das übergreifende Projektmanagement-Verständnis der in der IPMA organisierten Institutionen wird seit 1999 in der sogenannten IPMA Competence Baseline (ICB®) zusammengefasst und veröffentlicht. Die gibt es bei allen drei Organisationen zum kostenlosen Download.

Bisher gab es vier aufeinander aufbauende Versionen dieses Grundlagenwerks, das von den Mitgliederorganisationen in der Regel in die Landessprache übersetzt und bei Bedarf durch nationale Eigenheiten ergänzt wurde. Die aktuelle Version ICB 4 wurde 2015 verabschiedet und nach und nach von den Länderorganisationen übernommen. Sie unterscheidet sich deutlich von ihren Vorgängerversionen. Mit breiter internationaler Mitgliederbeteiligung hatte man sich der Aufgabe gestellt, aktuelle Konzepte wie z.B. Agilität konsequent in das IPMA-Modell zu integrieren. 

So wird in der ICB4 noch stringenter als zuvor definiert, was jemand können muss, um in einer Projektumgebung erfolgreich zu agieren, während das Wie – vor allem Regeln, Prozesse und Methodik – bewusst offenbleiben. Agile Teams, User Stories, Kanban-Boards, Daily Standups – all diese Ansätze sind damit ebenso akzeptiert wie Netzpläne, Balkenpläne, Meilensteintrendanalysen oder Projektstatus-Meetings. Die Botschaft, dass der oder die Einzelne die Freiheit hat, die Umsetzung der Konzepte selbst zu gestalten, hat sich auch im Namen niedergeschlagen: Das I in ICB steht nun nicht mehr für IPMA, sondern für "Individual". 

Die Anforderungen an Programm- und Portfoliomanagement als wichtige Disziplinen neben dem Einzelprojektmanagement sind nun ebenfalls explizit in das Zertifizierungskonzept integriert. Bisher spielen die dazu eigens entwickelten Pfade in den Mitgliedsorganisationen zumindest teilweise noch keine grosse Rolle. 
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29 Elemente sind drei Kompetenzbereichen zugeordnet 

Inhaltlich wurden die beschriebenen Kompetenz-Elemente verdichtet und um sogenannte "Key Competence Indicators" erweitert, um erfolgreiches Handeln messbar zu machen. Dabei unterscheidet die ICB insgesamt 29 Kompetenzelemente, die den drei Bereichen Kontext-Kompetenzen (Perspective), persönliche und soziale Kompetenzen (People) sowie methodische und technische Kompetenzen (Practice) zugeordnet sind.

Anders als frühere Veröffentlichungen ist die deutsche ICB4 zwischen den Schwesterverbänden GPM (D), spm (CH) und pma (A) abgestimmt. Dennoch bieten die Länder jeweils eigene Publikationen an.
 
Für die Zertifizierungen gibt es in manchen Ländern eigenständige Stellen. Dazu gehören in Deutschland die PM-Zert und in der Schweiz der Verein zur Zertifizierung von Personen im Management (VZPM). 
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Das Zertifizierungskonzept 

Das 4-Level-Zertifierungskonzept (auch 4-L-Zertifizierungen) der IPMA umfasst folgende Stufen: 
  • Level D steht für Einsteiger,
  • Level C für PM-Führungskräfte.
  • Für die höheren Level B und A sind die Zertifizierungen in die Domänen Projekt-, Programm-und Portfolio Manager unterteilt, wobei Level B sich an die Leitung komplexer Projekte, Programme bzw. Portfolios richtet und Level A an die Top-Führungskräfte aus diesen Bereichen. In manchen Ländern, darunter Deutschland, werden Level B und A Zertifizierungen vor allem für das Projektmanagement angeboten.
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Zertifizierungslevel im Überblick

Tabelle 1: Das 4-Level-Zertifizierungskonzept der IPMA
IPMA-Zertifikat 
Zielgruppen
Voraussetzungen
IPMA® Level D Certified Project Management Associate
(angehende) Projektleiter, Arbeitspaket-verantwortliche, Auszubildende (auch dual), Studierende, Berufserfahrene 
keine
IPMA® Level C Certified Project Manager
Führungskräfte wie (angehende) Projektleiter, Teilprojektleiter, Leiter PMO, Leiter Projekt-Controlling, Leiter QM 
D/CH: Mind. 3 Jahre verantwortliche Rolle als Projektleiter oder Teil-Projektleiter 
A: Mind. 3 Jahre PM-Erfahrung, davon mind. 2 Jahre als Projektleiter oder Teil-Projektleiter 
IPMA® Level B Certified Senior Project / Programme / Portfolio Manager 
Erfahrene Projektleiter, Projektmanager grosser oder organisationsrelevanter Vorhaben Programm- / Portfolio-Manager adäquat 
Mind. 5 Jahre Leitungserfahrung, davon mind. 3 Jahre komplexe Projekte, Programme bzw. Portfolios 
IPMA® Level A Certified Project / Programme / Portfolio Director 
Projektexperten auf höchstem Level, Leiter strategischer Grossprojekte Programm- / Portfolio-Manager adäquat 
Mind. 5 Jahre Leitung hochkomplexer Projekte, Programme bzw. Portfolios, davon mind. 3 Jahre auf strategischer Ebene 
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Ergänzende Zertifikate

Zusätzlich bietet die IPMA auch Zertifikate für Trainer, Berater und Coaches an. Mit IPMA Delta gibt es darüber hinaus ein Konzept zur Zertifizierung des gesamten Unternehmens, das Organisation, Projekte und Personen umfasst. 
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Agilität im IPMA-Zertifizierungsumfeld

Die IPMA hat die Inhalte ihres Zertifizierungspfads von Level D bis Level A so überarbeitet, dass sie unabhängig von der Projektmanagement-Methodik gelten. Der Mensch als handelnde Person im Projektmanagement und seine Kompetenzen stehen weiterhin im Mittelpunkt. Mit welchen Methoden er seine Aufgaben erledigt, bleibt ihm überlassen. Er kann also auch agil vorgehen. 

Darüber hinaus hat sich die IPMA 2017 entschlossen, einen eigenen Standard für „agile leadership“ zu etablieren. Auf Anregung der niederländischen Länderorganisation wurde eine Task Force gegründet, die das grundlegende Konzept erarbeitet. Danach umfasst der neue Zertifizierungspfad "Agile Leadership IPMA" ebenfalls vier Level A, B, C, D. Die Struktur greift jene der ICB4 auf. Die "Key Competence Indicators" wurden auf agile Anforderungen hin angepasst. Das Grundkonzept steht also. Bis alle Feinheiten erarbeitet und daraus Produkte für den Markt entwickelt sind, wird es noch dauern.
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